Spätbarocke Pfarrkirche

St. Johann-Baptist

Spätbarocke Kirche St.Johann-Baptist

Die denkmalgeschützte, spätbarocke Kirche St. Johann-Baptist wurde 1784/1785 unter Amt Landolin Flum aus Ettenheimmünster erbaut. Baumeister war Joseph Hirschbühl der Vorarlbeger Baumeistersippe.
Ihr klarer, abgewogener, eindrucksvoller Baukörper prägt als Hauptsehenswürdigkeit das Ortszentrum Ringsheims.

Geschichtlicher Überblick

Im 8. Jahrhundert gehörte ein Fron-/Herrenhof zur Mark Ettenheim und kam mit dieser vielleicht durch die Schenkung eines gewissen Ruodharius an das Bistum Straßburg. Dieses brachte die Mark in das Ausstattungsgut des von ihm gegründeten Klosters Ettenheimmünster hinein. Der westliche Teil der Mark, darunter Ringsheim, kam aber nie ganz in den Besitz des Klosters. Es hatte aber immer das Patronats- und Zehntrecht über die Gemeinde. Seit 1100 ist die Landeshoheit über Ringsheim in der Hand der Bischöfe von Straßburg und blieb dort bis 1803.
Am 29. April 1226 ließ sich das Kloster in Ettenheimmünster von Papst Honorius III in einem feierlichen Privileg seine Rechte und Einkünfte bestätigen. Dabei werden der Herrenhof und eine Kapelle in "Ringishein" genannt; es ist die erste bekannte urkundliche Erwähnung Ringsheims.
Um 1300, als Ringsheim bereits 400 Einwohner hatte, erfolgt die Ablösung der Gemeinde von der Mutterkirche in Ettenheim. Ringsheim wurde eine selbstständige Pfarrei, bekam eine eigene Pfarrkirche mit Pfarrhaus auf dem Areal des Herrenhofes. Das Kirchenpatronat wird von der über einer Quelle erbauten alten Johanneskapelle am Berg übernommen.
1762 vermerkte der damalige Straßburger Generalvikar und Weihbischof Toussant Duverin in einem Visitationsprotokoll, dass die damals 500 Jahre alte Kirche viel zu klein ist, 1782 fasst sie kaum die Hälfte der Pfarrkinder. Außerdem sei sie baufällig.

Baugestalt

Die heutige Pfarrkirche St. Johann Baptist und St. Sebastian entstand nach zähen Verhandlungen um die Beteiligung an den Baukosten auf den damaligen Klosteräckern bei der Zehntscheuer. Die Gemeinde baute das Langhaus, das Kloster Ettenheimmünster Chor, Turm und Sakristei, wobei die Gemeinde Frondienste zu leisten hatte. Als Architekt, Baumeister und Bauunternehmer wird ein Joseph Hirschbühl, der einer Vorarlberger Baumeistersippe entstammte, als Hauptverantwortlicher für den gesamten Bau verpflichtet.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 7. Juni 1784 unter dem Abt Landelin Flum (1774 - 1794) des Klosters Ettenheimmünster, der auch am 20. November 1785 den Neubau konsekrierte.
Als Chor und Langhaus dieser neuen Kirche nun errichtet waren, begann man mit dem gesamten Abbruch der alten Kirche, um mit dem Sandsteinmaterial den Turm hoch zu ziehen. Die alte Chorturmkirche für 597 Gläubige, die zur Kommunion zugelassen waren, hatte ausgedient, die neue Kirche war mit 700 Sitzplätzen den Zeitwünschen entsprechend neu ausgestattet.
Der Baukörper der Kirche überragt mit Schiff und Turm auch heute noch alle Gebäude der Gemeinde. Langhaus und Chor sind nach Süden ausgerichtet. Die zum Dorf hin gewandte dreigeteilte Eingangsfassade mit den Figuren St. Petrus und St. Paulus deutet auf die Dreifaltigkeit Gottes hin. Die Steinfiguren wurden von dem Endinger Bildhauer Joseph Amann im „wenzingerischen Stil" geschaffen. Das Langhaus mit seinen fünf Fenstern auf jeder Seite und der dreigeschossige im Glockengeschoss oktogonal gebaute Turm lassen schon etwas Nachbarockes spüren. In der Giebelfassade treten kleine Spitzsäulen auf, und auch die heute in Kupferblech gedeckte Turmhaube endet spitz. Langschiff und Chor sind mit Lisenen gegliedert. Der Baumeister hatte eine gute Hand. Die äußeren Linien und der Innenraum wirken ruhig, einfach und ausgewogen.
Der Zugang zur Kirche führt vom Dorf her über den die Kirche umgebenden Friedhof. Wir stehen vor dem klassizistisch geprägten Hauptportal, welches im dreieckigen Giebelfeld ein Chronogramm trägt: "Deo/VnI trInoqVe/VIrtVs LaVs gLorIa/ Maneat In saeCVLa" (Dem einen und dreifaltigen Gott verbleibe Kraft, Lob und Ruhm in Ewigkeit). Die hervorgehobenen Buchstaben ergeben in ihrem Zahlenwert zusammengezählt das Jahr der Fertigstellung 1785.

Innenraum

Ein heller freundlicher Innenraum überrascht den Besucher. Das Kirchenschiff ist einfach gehalten - ein schlichter Saalraum mit flacher Decke und geräumigem Chor. Sparsame Empirelinien bestimmen den ersten Eindruck. Die alte vorhandene Ausstattung des Kirchenraumes ist die gediegene Arbeit guter Handwerker. Die Decke ist ohne Gemälde, nur mit einfacher Stuckatierung zurückhaltend empirehaft; Pilaster mit Blumenvasen auf Girlanden geschmückten Eierstäben, Rocaille- und Rosenmuster an den Fenstern und unter der Decke bestimmen das Kircheninnere. Die Emporenbrüstung zieren drei Felder mit Blatt- und Bandornamentik und übereinander gelegten Musikinstrumenten; sie wurden von dem "Stuckateur" Johannes Feiner ausgeführt.

Hochaltar

Hochaltar, Seitenaltäre wie auch Kanzel und Beichtstühle stammen aus der Werkstatt des Kunstschreiners Thomas Hechinger aus Oberhausen. Der spätbarocke Stil kommt durch den bei der letzten Renovation wieder hergestellten starken originalen Goldauftrag besonders zur Geltung. In der Säulenarchitektur bietet sich noch einmal der schon starre Rokokoreichtum dar.
Der Bildhauer, der Statuen und Putten an den Altären schuf, war lange unbekannt. Durch die Forschungsarbeit von Professor Brommer aus Merdingen kam zutage, dass sie aus der Werkstätte des Klosterbildhauers Matthias Faller aus St. Märgen stammen. Ob der St. Märgener alle Arbeiten für Ringsheim selbst geschnitzt hat, muss dahin gestellt bleiben. Matthias Faller hatte damals bereits das hohe Alter von 80 Jahren. Sein Sohn Nepomuk war als Mitarbeiter eine wertvolle Stütze. Die Qualität der einzelnen Stücke ist unterschiedlich, der Stil der besseren aber unverkennbar.
Das Hauptaltarbild, das darüber befindliche Medaillon sowie das Bildnis des Hl. Sebastian im Seitenaltaroval und die beiden Bildnisse am linken Seitenaltar wurden von dem Kunstmaler Jacob Kusterer aus Ettenheim geschaffen.
Das hervortretende Hochaltarbild zeigt in der Darstellung die Taufe Jesu im Jordan. Johannes, fellumgürtet, den Kreuzstab in der linken Hand, tauft mit einer Muschel den im sprudelnden Wasser stehenden Christus. Er ist mit Lendentuch und mit gekreuzten Armen dargestellt. Der herabschwebende Hl. Geist in Gestalt einer Taube, Bäume, Gebüsch, Engel und Zuschauer umgeben die Szene. Einer stemmt den nackten Fuß auf einen Stein mit der Signatur. Oben thront Gottvater mit dreieckiger Aura von Putten umgeben in Brokat gekleidet.
Seit 1787 stehen am Altar die fast lebensgroßen Begleitfiguren: links der Hl. Johannes (von) Nepomuk, das Kreuz betrachtend, rechts die Staue des Hl. Borromäus mit Stabkreuz, Buch und Totenkopf.

Seitenaltar

Das rechte Altarbild zeigt eine neobarocke Darstellung des ungläubigen Thomas. Dieses Bild ist eine Neubeschaffung, da das alte Bildnis nicht mehr zu restaurieren war. Darüber sieht man im Medaillon
den Hl. Sebastian, den zweiten Kirchenpatron.
Am linken Seitenaltar wird die Hl. Jungfrau Maria verehrt. Das von Kusterer gemalte Werk zeigt die jungfräuliche Maria, die eine Schlange auf der Erdkugel zertritt. Darüber die Darstellung der Hl. Agatha, welche von der Gemeinde nach einem achttägigen Dorfbrand im Jahre 1765 zur Altarehre erhoben wurde.
Zur Fastenzeit werden alle Altäre mit eigens beschafften großen Fastentüchern verhüllt.
Die große Kanzel mit schönem Altardeckel wird mit der Figur des Guten Hirten gekrönt. Diese Statue, die sicher aus der Hand des Meisters Matthias Faller stammt, zeichnet sich durch höchste Qualität aus. Der Schalldeckel ist mit den vier Evangelistensymbolen Engel, Löwe, Adler und Stier geschmückt.
Den auf der rechten Langhausseite fast lebensgroßen, ausdrucksstarken Kruzifixkörper schnitzte 1861 der Altdorfer Bildhauer Johann Lacroix.
Über 200 Jahre dauerte es, bis man die beim Abbruch der alten Kirche auf dem Pfarrhausspeicher abgestellten Statuen in die „neue" Kirche zurückbrachte. Pfarrer Karl Göz veranlasste, dass sie restauriert wurden und wieder zu Ehren kamen.
Bei der großen Kirchenrestauration hat man die zwei zur Empore führenden Treppen durch eine einläufige Zugangstreppe ersetzt.

Schaxel-Orgel

Heute kann die Pfarrgemeinde Ringsheim stolz darauf sein, eine fast originale alte Orgel zu besitzen. Sie ist in den Jahren 1823/34 von Blasius Schaxel und dessen Sohn Josef gebaut worden. Blasius Schaxel, ein Orgelbaumeister aus dem benachbarten Herbolzheim, betrieb dort seit 1791 eine größere Orgelbauwerkstätte und erhielt in unserer Region viele Instrumente in Auftrag. Die Ringsheimer Orgel ist die letzte von etwa 20 Orgeln, die heute noch bekannt sind. Nach mehrfachem Umbau wurde die Ringsheimer "Schaxel-Orgel" im Jahre 1999 generalsaniert.

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